Wie alles Begann

Von der Idee zur Wirklichkeit

Wie angekündigt, machte sich Ernst zu Weihnachten 1973 selbst ein Geschenk und erstand die Baupläne einer Selbstbauyacht. Es waren die Grundrisse einer „Taranga“. Ein von Kurt Reinke Senior auf dem Reißbrett entworfener Multiknickspanter aus Stahl.

TARANGA, was aus dem indischen stammt und so viel wie „Welle“ bedeutet, wurde dann auch gleich, pragmatisch, zum Namen des Schiffes erkoren.

Mit einer Länge von 10,00 m und eine Breite von 3,25 m hat Sie genau die perfekte Größe zum Familienschiff. Von genau Dieser belächelt, verschwand er tagelang in die Werkstatt um die Spanten für das Schiff aufzureißen.


Der Bau

Ein Drehhelgen wurde gebaut. Er ermöglicht es dem Bootbauer, das Schiff ständig so zu drehen, dass immer von oben gearbeitet werden kann.

Ernst-in-Action
Ernst-in-Action
Drehhelgen
Drehhelgen

Der erste Versuch, die Bordwand in einem Stück an die Spanten zu schweißen, schlug fehl. Durch die langen Platten, die in einem Stück an die Spanten geschweißt wurden, entstand ein derartiger Verzug, dass Diese wieder von der Bordwand geschliffen und von Neuem begonnen werden musste.

Der nächste Versuch, die Außenhaut in kleineren Platten anzubringen, hatte Erfolg. Zwar immer noch so gebirgig wie die Alpen zwischen Bad Aussee und Altaussee, ging es dann Stück für Stück bzw. Platte für Platte vorwärts. Am Ende des Baus musste das ganze Schiff jedoch noch flammgerichtet werden. Dieser Vorgang dauerte fast 2 Wochen und verbrauchte extrem viel Acetylen Gas. Einmal auf das Richten angesprochen sagte Ernst:“ Erinner‘ mi net dran, de Gasrechnung hätt‘ mi fast umbracht‘ “

Bug-offen
Bug-offen
Bug-zu
Bug-zu
Heck-offen
Heck-offen
Heck-zu
Heck-zu
Spanten
Spanten
Ansicht von oben
Ansicht von oben
Fertig
Fertig

Probesaison am Traunsee

Wasserung-Ebensee
Wasserung-Ebensee

Nach dreijähriger Bauzeit war das Schiff schon so weit gediehen, dass es für eine Probesaison am Traunsee gewassert werden konnte. Ohne Inneneinrichtung wurde es in der Ebensee zu Wasser gelassen. „Nur so konnte ich sehen, ob alle Schweißnähte gut waren und ob irgendwo Wasser eindrang“. In diesem Zustand segelte Ernst eine Saison über den Traunsee.

Nachdem die Jungfernfahrt gut verlaufen war, wurde im Winter darauf mit der Isolierung begonnen und die Inneneinrichtung hineingezimmert. 4 Jahre später wurde das Schiff dann um 70 cm verlängert, sodass eine Selbststeuerfahne montieren werden konnte.

Das Problem mit der Steuer

Die eigentliche Idee war es, Kaskoschalen für Selbstausbauer zu fertigen und Diese zu verkaufen. Es wurde um eine Konzession für eine Werft angesucht. Ein zweiter Rumpf wurde gebaut. Grundsätzlich war die Idee gut, doch leider ist aus diesem Vorhaben nichts geworden, da die Rümpfe handgefertigt und somit zu teuer waren. Es blieb bei den zwei Schiffen. Der zweite Rumpf wurde verkauft, und die Taranga wurde für den Privatgebrauch behalten. Das Schiff einfach so fürs Vergnügen zu verwenden sah das Finanzamt nicht so profan wie Ernst, da das Schiff ja steuerlich abgeschrieben wurde.

Das  Finanzamt stellte Ernst vor die Wahl: Entweder er musste die Mehrwertsteuer fürs Schiff zurückzahlen oder es für einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren verchartern. Weil das Geld für die Steuer nicht vorhanden war, entschloss er sich für Variante zwei. Er packte das Schiff samt Seesack zusammen und fuhr für fünf Jahre in das damalige Yugoslawien um sich selbst mit dem Schiff zu verchartern.

Das Ende Yugoslawiens...

… bedeutete auch das Ende der Vercharterkarriere von Ernst. 1990, kurz vor Ausbruch des Yugoslawien Krieges, kam das Schiff zurück nach Österreich und bekam am Attersee in der Haitzinger Werft seinen Liegeplatz.