P-Liner

Die alte segelnde Handelsfahrt

Alte Traditionsschiffe faszinieren mich schon seit meiner Kindheit. Das – und weil sie auch Teil meiner beruflichen Geschichte als Seefahrer sind, möchte ich auf der nachfolgenden Seite etwas detaillierter auf die Windjammerszene eingehen. 

Es gibt sie noch, die vielen quergetakelten Schiffe, die auf den Weltmeeren unterwegs sind. Ich selbst arbeitete zwei Saisonen auf einer holländischen Brik in verschiedenen Funktionen, nachdem wir zuvor einen hölzernen Mienenfeger zu einem segelnden Frachtschiff umgebaut hatten.

Speziell eingehen möchte ich auf dieser Seite auf die alte segelnde Handelsfahrt der Reederei Ferdinand Laeisz aus Hamburg. Sie ließ eine Vielzahl unverwüstlicher, leistungsstarker Frachtsegler bauen, von denen heute noch vier Schiffe erhalten geblieben sind. Eines davon, die „Kruzenshtern“ ist bis heute aktiv und segelt noch über die Weltmeere

Die P-Liner der Reederei Laeisz

Seit der Gründung im Jahre 1824 ließ die Reederei Laeisz insgesamt 83 Großsegler bauen. Die schnellen Segler waren vor allem für ihre Robustheit, Geschwindigkeit und Wetterunabhängigkeit bekannt. Weil beinahe alle Schiffe mit einem P im Namen begannen und dermaßen schnelle Reisen machten, nannten sie die Seeleute der damaligen Zeit hochachtungsvoll „Flying P-Liner“.

Die Acht Schwestern

Als „acht Schwestern“ werden neben der „Pommern“ die letzten acht Großsegler bezeichnet, die von der Reederei in Dient gestellt wurden. Es waren die zwischen 1903 und 1926 erbauten Viermasbarken Pangani, Petschili, Pamir, Peking, Passat, Pola, Priwall und Padua.
Diese Bezeichnung ist allerdings nicht korrekt, weil Schwesternschiffen gleichen Baupläne zugrunde liegen. Echte Schwesternschiffe waren Peking und Passat, die beide noch erhalten sind, bzw. Pola und Priwall.

Die größten Schiffe der Reederei

Die „Preussen“ wurde 1902 auf der Werft der Joh.C. Tecklenborg AG in Geestemünde, dem heutigen Bremerhaven gebaut. Sie war der größte und schnellste Flying P-Liner der Reederei Laeisz, selbst schneller als die Fünfmasbark Potosi. 
Am 06.November 1910 kollidierte die „Preussen“ mit einem Dampfer im Ärmelkanal. Der Rettungsversuch, das Schiff mit zwölf Schleppern in den Hafen von Dover zu schleppen schlug fehl, weil die Schlepptrossen auf Grund eines aufkommenden Sturms gerissen sind. Das Schiff strandete nach dem vergeblichen Versuch der Besatzung sich freizusegeln, auf den Klippen vor dem Hafen. 

Die „Potosi“ wurde im Juni 1895 ebenfalls auf der Joh.C. Tecklenborg AG in Geestemünde vom Stapel gelassen. Bis zur Fertigstellung der „Preussen“ war sie das größte Segelschiff der Welt.
Im Jahr 1925 geriet die „Potosi“, mit einer Ladung Presskohle an Bord, vor der patagonischen Küste in Brand. Nach einer gewaltigen Explosion, die beide Stahldecks aufriss, brannte das Schiff tagelang auf dem Strand. Nach späterem Wiederaufschwimmen und führerlosem Abtreiben wurde das ausgebrannte Wrack Tage später von einem argentinischen Kreuzer versenkt.

Der letzte noch segelnde P-Liner der ehemaligen Laeisz - Flotte

Die „Kruzenshtern“, lief 1926 als letzte Viermastbark für die Reederei Laeisz unter dem Namen „Padua“ bei der Joh.C. Tecklenborg Werft mit der Baunummer 408, vom Stapel. Sie ging nach dem zweiten Weltkrieg als Reparationszahlung nach Russland und dient heute Kadetten als Segelschulschiff in der russischen Marine.

Die beiden außer Dienst gestellten "echten" Schwestern "Peking" und "Passat"

Die „Peking“ wurde von der Reederei Laeisz bei der Hamburger Werft Blohm & Voss in Auftrag gegeben. Sie wurde unter der Baunummer 205 gebaut und lief im Februar 1911 vom Stapel.

Nach zahlreichen Ozeanpassagen und einer bewegten Geschichte landete sie 1975 im „South Street Seaport“ Museum in New York.

Im November 2015 beschloss der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages für das Hafenmuseum Hamburg zurückzuholen und restaurieren zu lassen. Für die Restaurierung wurden 26 Millionen Euro bereit gestellt.

Am 07.September 2020 wurde die „Peking“ nach Hamburg überstellt wo sie nun ihren Dienst im „Stiftung Historische Museen“ Museum leistet.

Im selben Jahr wie die „Peking“ wurde die „Passat“ bei Blohm & Voss in Auftrag gegeben. Sie hatte die Baunummer 206 und lief im September 1911 vom Stapel.

Nach 39 Kap Hoorn Umrundungen und dem Untergang der „Pamir“ 1957 in einem Hurrikan, konnte die Passat kurz darauf selbst knapp dem Untergang in einem Orkan entgehen. Deswegen und wegen sinkender Rentabilität, wurde sie im selben Jahr außer Dienst gestellt. 

1959 wurde die Passat  von der Stadt Lübeck gekauft und dient seit 1960 als stationäres Museumsschiff, Jugendherberge und Veranstaltungsort. Sie liegt am Priwallufer in Travemünde für immer vor Anker.

Ein Stiefkind in der Laeisz - Flotte

Die „Pommern“, die eigentlich kein echter P-Liner ist, wurde 1903 im Schottischern Glasgow von der J. Reid & Co Werft für die Hamburger Reederei B. Wencke und Söhne unter dem Namen „Mneme“ gebaut. Mit ihren 103m Länge zählt sie zu den kleineren Windjammern. Aus Kostengründen wurde der Segler ohne Royalsegel getakelt und fuhr demnach ein Jubiläumsrigg als Viermastbark.

Nach dem Tod des Reeders Friedrich Wencke und nach der Schließung seiner Reederei wurde sie an die Reederei Laeisz verkauft und bekam, wie die Tradition es seit 1876 vorsah, einen Namen mit P als Anfangsbuchstaben.

1923 kaufte sie der finnische Reeder Gustaf Erikson. Seither war ihr Heimathafen Mariehamn auf den finnischen autonomen Äland Inseln. Sie wurde für die Weizenfahrt zwischen Australien und Europa eingesetzt.

Nach dem Tod Gustav Eriksons schenkte sie sein Sohn 1953 ihrer Heimatstadt Mariehamn, in der sie heute noch als Museumsschiff zu besichtigen ist.

Peking goes around Kap Hoorn.

Wer die Seite bis hierhin durchgeblättert hat, dem empfehle ich noch ein Video zum Schluss. Der Film handelt von einer Reise der Peking wie sie das berühmt berüchtigte Kap Hoorn im Sturm umrundet. Echt geil!